Freitag, 12. September 2014

Drei reine Ideen.


Der Betende

Gott, die Welt, und das beide Objekte verknüpfende Subjekt, das denkende Wesen in der Welt. 

Gott, die Welt, und was beide zu einem System vereinigt - das denkende einwohnende Prinzip des Menschen (mens) in der Welt. Der Mensch als ein gegen ihn durch Natur und Pflicht beschränktes Wesen in der Welt.

Alle diese drei Begriffe sind Ideen, d. i. durch Vernunft selbstgeschaffene reine (nicht empirische von Wahrnehmung gegebener Vorstellungen entlehnte) Erkentnisstücke.
__________________________________________________
Immanuel Kant, Opus postumum, 1. Konvolut, S. 034


Dieses sind logische Verhältnisse in einem Satze, nicht die Existenz der Objekte betreffend, sondern bloß das Formale der Verhältnisse, diese Objekte zur synthetischen Einheit zu bringen: Gott, die Welt, und Ich, der Mensch, ein Weltwesen selbst, beide verbindend.
__________________
ebd., S. 037


Nota. 

Das kann man gar nicht laut genug sagen: Gott, Welt und Mensch sind keine aus mannigfachen Erfahrungen abstrahierten Allgemeinbegriffe, sondern intentional als Ganze entworfene Ideen, die dem empirisch Mannigfaltigen als ein Maßstab voran- oder übergesetzt werden, an dem es sich bewähren soll. Sie analysieren nicht aus einem mannigfaltig Seienden soundso viele gemeinsame Merkmale heraus, sondern schreiben sie ihm von außen als sein Sollen zu. Ideen sind offenkundig Postulate.
JE 

 
 


 



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen