Donnerstag, 30. Oktober 2014

Es gibt keine Meta-Ebene ohne einen Sach-Verhalt.


Caravaggio, Narcissus

Warum ist etwas, statt dass nichts ist? 

Die Frage ist dämlich. Denn damit sie gestellt werden kann, muss es vorab einen geben, der sie stellen kann. Das ist nicht nur eine grammatische, sondern ein logisches Erfordernis. Wer so fragt, müsste gewissermaßen hinter sich "zurückgreifen" und annehmen, 'dass es ihn nicht gibt'. Korrekt müsste die Frage so lauten: Wäre es möglich, dass es Nichts gibt, statt dass es Etwas gibt?

Der Haken ist der: Die einzig mögliche Antwort auf die Frage "warum ist etwas..." wäre nämlich die: weil es einer geschaffen hat. Und die ist logisch nicht möglich. - Wenn eine (begründete) Antwort nicht möglich ist, dann ist die Frage nicht statthaft.

aus e. Notizbuch, 21. 3. 10


Na, das war wohl etwas salopp. Denn ob etwas faktisch ist, bedeutet etwas anderes, als ob es denkbar ist. Ich muss denken können, dass etwas ist, ohne dass eine Intelligenz 'da ist', die fragen kann. Dann kann ich aber auch denken, dass nichts ist, ohne dass ich danach fragen kann. Im Subjekt des Fragens liegt der Hund nicht begraben.

Sondern in dem Wonach. Was soll "Etwas" bedeuten? Es ist eine Abstraktion. 'Etwas' gibt es nicht wirklich. Es gibt diese und jenes und noch eins und noch eins. Auf die Frage 'Warum gibt es diesen Apfel?' ließen sich tausend Antworten finden, die alle mehr oder minder gültig sind. Auf den 'letzten Grund seines Seins' werde ich so nicht kommen, denn das Sein ist nichts, was empirisch vorkommt, sondern wiederum eine Abstraktion - die nicht ist, sondern lediglich denkbar ist. Empirisch lässt sich immer nur erfragen, ob etwas wirklich, nicht aber, ob etwas möglich ist. Möglichkeit ist eine logische Kategorie.

Angenommen, es gäbe nichts. Wäre dann die Frage möglich: Warum gibt es nichts, statt dass es Etwas gibt? Gäbe es nichts, dann wäre... 'Etwas' gar nicht denkbar; es wäre nicht die Abstraktion von 'all jenen Dingen, die es auf der Welt nicht gibt'. Es wäre nicht möglich. Was es nicht gibt, lässt sich nicht verallgemeinern ('begreifen'). Man kann nicht fragen: Warum gibt es unendlich viele Dinge, die nicht sind, und keines, das ist?
 
Nichts ist nicht logisch gleichrangig mit dem Sein so wie Kopf und Zahl auf der Münze. Die Negation ist möglich nicht nur nach, sondern wegen der Position; nicht umgekehrt. Nicht nur nicht faktisch, sondern auch nicht gedanklich. Verneinen ist ein Reflexionsakt. Was nicht ist, darauf kann man nicht reflektieren.



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