Samstag, 18. Oktober 2014

Gleichsetzen, um zu unterscheiden.


Wir lernen die Dinge unterscheiden, indem wir ihnen Namen geben; sie als Dieses und Das und Jenes identi- fizieren. Ohne dies müssten wir jeden Tag mit dem Unterscheiden neu anfangen, und immer wieder mit dem Gröbsten. Zu den Feinheiten kommen wir nur, weil wir die Unterschiede im Groben schon behalten haben - in ihren Namen.

Die Dinge?

Ein Name bezeichnet immer nur ein Dieses-so-wie-es-ist; ein Singulum. Aber eben nicht bloß hier und jetzt, sondern auch morgen und sonstwo.

Der Begriff ist kein Name für ein Ding, sondern für ein Merkmal - oder Merkmal von Merkmalen -, das das eine Ding mit sounsoviel anderen Dingen gemeinsam hat. Er unterscheidet eine Gruppe von Dingen von allen ande- ren Gruppen und setzt sie - die Dinge - insofern gleich.

Die Intensio der Begriffe ist die Fülle der Merkmale, die er unter sich fasst.  Die Extensio ist die Menge der Dinge, auf die er passt.

Die Fülle der Merkmale müsste a priori festgestellt - "definiert" - werden können. Auf welche Menge von Dingen er zutrifft, muss sich durch seine Verwendung erst finden.

Findet sich, dass er auf zu Vieles "passt", dann erweist er sich als praktisch unbrauchbar. Er taugt nicht mehr genügend zur Unterscheidung, weil er nicht genügend-gleich setzt. Man muss ihm Merkmale hinzufügen - und, um Missverständnisse im Gebrauch zu vermeiden, am besten seinen Namen ändern. 

Wenn er auf zu Weniges zutrifft? Dann taugt er nicht mehr im Verkehr der Begriffe miteinander. Er bleibt un- beachtet am Rande liegen und gerät außer Gebrauch. Bis - vielleicht! - zu dem Tag, wo sich herausstellt, dass seine Unterscheidung gar nicht so überflüssig war.

aus e. Notizbuch, Mai 2009


Nachtrag I.


Erst was in einer bestimmten Hinsicht als gleich angeschaut wird, kann in einer anders bestimmten Hinsicht unterschieden werden.

Nachtrag II.

Die Merkmale der Dinge sind ihre Qualitäten - und das, was sie bedeuten. Sie sind nicht, sondern gelten; 'gelten als seiend' - das bedeutet hier dasselbe. Was am Ding ist, ist lediglich seine Gegenständlichkeit - dass es zum Gegen- stand zweckhaften Handelns werden kann. Welchem Handeln es welchen Widerstand entgegensetzt, gehört schon zu seinen Qualitäten. 14. 1. 19


 

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