Samstag, 18. Juni 2016

Vom Sprechen und dem Vergessen.





Der Mensch fragte wohl einmal das Tier: warum redest du mir nicht von deinem Glücke und siehst mich nur an? Das Tier will auch antworten und sagen: das kommt daher, dass ich immer gleich vergesse, was ich sagen wollte – da vergaß es aber auch schon diese Antwort und schwieg: so dass der Mensch sich darob verwunderte.
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Friedrich Nietzsche, Unzeitgemäße Betrachtungen. 
Nietzsche-Werke (ed. Schlechta) Bd. 1, S. 211


Fritz Mauthner meinte, Gedächtnis sei das Wesen der Sprache: Nur durch Sprache sei Erinnern möglich, und Erinnerung sei die Voraussetzung für alles weitere. Ist es also richtig zu sagen, das Tier habe keine Sprache, weil es kein Gedächtnis hat? Ist es nicht eher so, dass das Tier kein Gedächtnis hat, weil ihm dazu die Wörter fehlen?

Die Auflösung ist salomonisch. Sie werden sich wohl mit einander und durch einander ausgebildet haben.






Nota. Das obige Foto gehört mir nicht, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Eigentümer sind und seine Verwendung an dieser Stelle nicht wünschen, bitte ich um Nachricht auf diesem Blog. JE 

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