Freitag, 9. September 2016

Apologie der Redundanz.



Der Algorithmus muss wohl das, was besonders oft vorkommt, für besonders wichtig halten. Redundanz hat für ihn keinen faden Geschmack, weil er gar nichts schmeckt: Das wäre eine qualitative Bestimmung, die ihm in der Seele fremd ist. Für ihn wiegt eine Information so viel wie die andere, Qualitäten kennt er nur, wenn sie in Reihen von Ien und 0en dargestellt sind; und da zählt nur die Menge.

Fad ist Redundanz aber bloß im intellektuellen Gebrauch. Wenn ich einen Satz hundertmal höre, gewinnt er nicht mehr Bedeutung, als wenn ich ihn nur einmal gehört hätte. Aber die kommt mir vor, als hätte ich sie schon immer gekannt und hätte den Satz gar nicht erst hören müssen: Er hat mich nur Zeit gekostet.

Doch was wäre im Leben redundanter als mein Herzschlag und das Ein- und Ausatmen? Da mag auch einer meinen, ihm sei im Leben nichts wichtiger als der Höhepunkt bei der intimen Vereinigung. Und doch könnte auch er, wenn es sein müsste, eine lange Zeit darauf verzichten; auf seinen Herzschlag und seinen Atem aber nicht. 



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