Samstag, 19. April 2014

Ein Gefühl ist sie doch.

tonperry, pixelio.de

Evidenz ist ein Gefühl. Gründe kann sie nicht mehr geltend machen, Gründe werden erwiesen durch Demon- stration: vormachen - und den Andern zum gedanklichen Nachmachen zwingen. Problematisch ist allein das Zwingen. Wenn es gelang, stellt die Evidenz von selbst sich ein. Aber ein Gefühl ist sie doch.

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An der Stelle ist an Johann Friedrich Herbart zu erinnern. Er war Fichtes erster und eifrigster Hörer in Jena, hat sich aber schon bald von der Transzendentalphilosophie abgewandt, um eine eigenes, an den Eleaten orientier- tes System zu kreieren; das wäre ein Thema für sich.

Das Beste an diesem System ist seine fundamentale Unterscheidung zwischen der diskursiven, 'anknüpfenden' Vernunft, die er pauschal als Metaphysik begreift, und dem Reich des Ästhetischen, dem er alle Vorstellungen zu- ordnet, die 'notwendig vom Gefühl des Beifalls oder der Ablehnung begleitet' sind (und dem als Untergruppe die Ethik zugehört). Der Einfall trägt noch deutlich Fichtesche Spuren an sich.

Wie anders als ästhetisch kann man das Phänomen der Evidenz bezeichnen? Sie ist ein Urteil, das nicht aus vor- ausgehenden Begriffen, sondern aus der bloßen Anschauung - Evidenz - stammt. Sie ist das aktuale Erleben, dass es anders nicht geht.

Doch nicht zu vergessen: Auch die Axiome der Geometrie sind nicht evident, solange man sich zum Konstruieren nicht entschließen konnte.



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