Sonntag, 10. Dezember 2017

Hinweis für neue Leser.




Dies Blog wird gelegentlich auch von Lesern besucht, denen die transzendentale Denkweise ganz neu ist. Darum dieser Hinweis:

Hier ist nicht die Rede davon, wie in der wirklichen Welt 'Stoff' entsteht. Es geht vielmehr darum, wie die Vor- stellung von einem Stoff ins Bewusstsein gelangen kann.

Es ist auch keine (neuro-)psychologische Beschreibung dessen, was im Bewusstsein tatsächlich vor sich geht; sondern es ist eine Erklärung dafür, wie es zu einem Bewusstsein überhaupt erst kommen kann - was logi- scherweise im Bewusstsein gar nicht auftaucht, weil es ihm vorausging.

Auch dann noch sei die Vorstellung von einem Ich, das erst ein Nicht-Ich 'setzt', um ihm dann eine Tätigkeit zumessen zu können, die seiner eigenen so vollkommen entgegengesetzt ist, dass sie einander 'aufheben', und lediglich als 'Spur' ein toter Stoff übrigbleibt... - sei diese Konstruktion noch immer zu gewaltsam, um dem gesunden Menschenverstand (von dem Fichte anders als andre Philosophen eine gute Meinung hatte) irgend einleuchten zu können? - Dann sei erinnert, dass die wirkliche, empirische Geschichte des menschlichen Geistes dazu eine verblüffende Analogie bietet: Die früheste Bewusstseinsverfassung von Homo sapiens ist der Animis- mus, der eben darin besteht, allem, was nicht Ich ist, dieselbe Wirkungsmächtigkeit zuzuschreiben wie mir selbst, und die Vorstellung von einem toten Stoff kann erst eintreten, nachdem beide Seiten - ich und das Andere - ihres Tätigkeitscharakters entkleidet und zu statisch Seienden objektiviert wurden.


Nein, die Transzendentalphilosophie ist keine besonders gewitzte Interpretation der von der historischen Anthropologie rekonstruierten Mentalitätsgeschichte unserer Gattung. Doch wenn sie  überhaupt etwas taugen soll, dann muss sie fähig sein, in die unter historischen Kontingenzen verschüttete Geistesgeschichte ihr 'prag- matisches' Licht zu werfen. Sie 'begründen' einander nicht. Aber wenn sie einander desavouieren würden, wäre das schlecht - nicht, wie Hegel meinte, für die Tatsachen, sondern für die Philosophie.


25. Februar 2014



Nota.
Das obige Foto ist nicht von mir, ich habe es im Internet gefunden. Wenn Sie der Besitzer dieses Fotos sind und seiner Verwendung an dieser Stelle nicht zustimmen, bitte ich Sie um Ihre Mitteilung.

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